Das Schloss zu Güstrow im Jahre 1842 - colorierte Lithografie ca. 1845 J.G.Tiedemann, Rostock
Das bedeutendste und bekannteste Bauwerk der Stadt Güstrow dürfte wohl das im norddeutschen Raum einmalige Renaissance-Schloss sein. Als markantes Wahrzeichen und touristischer Anziehungspunkt findet es sich bis heute auf ungezählten Postkarten. Es hat eine lange und wechselvolle Geschichte hinter sich. Schon 1307 wird an dieser Stelle eine fürstliche Burg erwähnt. Nach einem Brand 1557 begann unter Herzog Ulrich III. ab 1558 ein großangelegter Neuaufbau. Damit beauftragt wurde der aus Norditalien stammende Baumeister Franz Parr, der bis 1566 den Süd- und Westflügel vollendete. Der Innenausbau erfolgte jedoch erst in den folgenden Jahren durch seinen Bruder Christoph Parr. 1586 kam es zu einem neuerlichen Brand in dessen Folge der Niederländer Philip Brandin mit dem Bau des Nordflügels begann, auch ein heute nicht mehr existierender Ostflügel entstand nach seinen Plänen. 1598 war der Großteil des Schlosses fertiggestellt. 1620 erfolgte unter den Nachfolgern Herzog Ulrich III. lediglich der Einbau der einzigartigen Stuckdecke im Festsaal. Als Albrecht von Wallenstein während des Dreißigjährigen Krieges Mecklenburg als Lehen zugesprochen bekam, wählte er das Schloss zu Güstrow als seinen Sitz. Unter ihm wurden umfangreiche Baumaßnahmen zwischen Süd- und Ostflügel geplant; jedoch waren am Ende von Wallensteins Herrschaft lediglich einige Fundamente entstanden. Neuer Herrscher Mecklenburgs wurde 1654 Herzog Gustav Adolph. Mit seinem französischen Architekten plante er großzügige Modernisierungen; jedoch war das Land nach dem Dreißigjährigen Krieg ausgeplündert und so entstand 1671 nur das Pfortenhaus und die Schloßbrücke wurde fertiggestellt. In den Jahren 1672-75 folgte die barocke Umgestaltung des Schloßgartens.
Grundriss
Von 1695-1719 diente das Schloss noch als Wohnsitz der kinderlosen Herzogin-Witwe. Im Laufe des 18.Jahrhunderts begann der langsame Verfall; vor allem die nach Norden gelegenen Bauteile waren betroffen. 1795-96 erfolgte gegen den Widerstand des Güstrower Bügerschaft der Abriß des gesamten Ostflügels und des halben Nordflügels. Die gewonnen Baumaterialien wurden bis 1798 verkauft. Der Verfall der übrigen Bauteile schritt jedoch fort. Erst 1811 erfolgte unter napoleonischem Einfluß eine notdürftige Instandsetzung der Gebäude um sie als Militärhospital für etwa 500 kranke, französische Soldaten nutzen zu können. Im Frühjahr 1813 sammelten sich dort dann jedoch die Freiwilligen aus Mecklenburg im Kampf gegen Napoleon und das Schloss diente als erste Kaserne. Zwischen Juni 1813 und April 1814 machte man es dann wieder zum Lazarett, diesmal jedoch für die Truppen der Verbündeten der Befreiungskriege.
In den Jahren 1815 bis 1817 kam es dann zu einem grundlegenden Umbau; zahlreiche Zwischenwände und Decken wurden eingezogen; Treppen und Durchgänge vermauert und Nischen, Säulen und Schmuckelemente entfernt. Ziel war die Errichtung gefängnisartiger Unterkünfte und Arbeiträume für eine Zwangsarbeitsanstalt. Dieses sogenannte Landarbeitshaus existierte bis 1945 und war zumeist mit etwa 300 bis 500 Insassen belegt, die man zu Zwangsarbeit wegen der unterschiedlichsten Vergehen verurteilt hatte. Instandhaltungen am Schloss erfolgten in jenen Jahren auschliesslich mit Blick auf den reibungslosen Gefängnisbetrieb, so dass in der Folge weitere Teile der historischen Bausubstanz verloren gingen. In der Zeit des Faschismus nutzte die GESTAPO einige Räume um Festgenommene in Schutzhaft zu nehmen; genauso verfuhr auch die russische Besatzungsmacht direkt nach Kriegsende. Während des Zweiten Weltkrieges mussten mehrere hundert Frauen und Männer aus den von Deutschland besetzten Ländern in den Rüstungsbetrieben der Stadt Zwangsarbeit verrichten; auch sie waren unter anderem im Güstrower Schloss untergebracht.
Die DDR brachte dann ab 1953 ein sogenanntes Feierabendheim für Rentner dort unter. Planungen für eine umfangreiche Instandsetzung und Restaurierung begannen erst ab 1962 mit der Erstellung einer Nutzungskonzeption. Im Januar 1964 begann dann endlich die umfangreiche Rekonstruktion. Im Juni 1972 konnten dann die Räume im ersten und zweiten Obergeschoß wieder öffentlich zugänglich gemacht werden. Der Festsaal wurde fortan als Konzertsaal und für andere Veranstaltungen genutzt. In einem großen Teil der übrigen repräsentativen Räume richtete man ein historisches Museum mit Waffensammlung ein. Im Erdgeschoß war lange Zeit die Bibliothek der Stadt Güstrow zu Hause und im Keller fand sich die bei der Güstrower Bevölkerung sehr beliebte Schloß-Gaststätte. Letztere Einrichtungen mussten nach der Wende ausziehen und die Gaststätte schliessen. Nach der Sanierung der Parkanlage ab 2014 läuft seit 2018 erneut eine umfangreiche Rekonstruktion der Gebäude, durch die zur Zeit der Zugang zum Schloss begrenzt ist.
Bilder der ersten Sanierung 1965 - 1978
Infoseite des Staalichen Museums Schwerin zum Schloß Güstrow