Einträge im Adressbuch Güstrow, 1927
Als einziges Kino in der Stadt Güstrow hat die SCHAUBURG in der EISENBAHNSTRASSE 16 die Zeiten überstanden. Dabei gab es im 20. Jahrhundert durchaus mehrere Säle in denen regelmässig Filme vorgeführt wurden. Eines der ersten nachgewiesenen Kinos war 1909 das THEATER LEBENDER BILDER von A. Rund in der MÜHLENSTRASSE 1. Später gab es in der HAGEBÖCKER STRASSE 3/4 ab 1917 das UNIONTHEATER (200 Plätze), vermutlich bis Mitte der 1920er Jahre in Betrieb. Von 1927 bis 1930 existierten zudem in Güstrow die MARMORHAUSLICHTSPIELE (600 Plätze) von Inhaber Rolf Hoppfe bzw. später Max Jacob (im BAHNHOFSHOTEL, EISENBAHNSTRASSE 8A). Neben der SCHAUBURG am längsten in Betrieb waren wohl die 1930 von August Härzel eröffneten ERBGROSSHERZOG-LICHTSPIELE (zunächst 300, später 500 Plätze), die einen Saal im gleichnamigen HOTEL ERBGROSSHERZOG nutzten. Sie wurden um 1935 unter der Inhaberin Elfriede Härzel in CAPITOL umbenannt und waren unter diesem Namen bis weit in die DDR-Zeit hinein in Betrieb.
Der Kinobetrieb in der EISENBAHNSTRASSE beginnt vermutlich schon 1908 in einem ehemaligen Fabrikgebäude des STAHLHOFES, das in den folgenden Jahren immer wieder umgebaut und erweitert wird. Inhaber Carl Roth nennt sein Kino mindestens seit 1917 WELTTHEATER. Ab 1918 gehört es Sophus Salomon, der auch schon das UNION-THEATER besitzt. Ab 1927 betreibt es Willy Dürkop, der mit seiner Firma VEREINIGTE-LICHTSPIEL-THEATER auch Kinos in ROSTOCK und SCHWERIN unterhält. Unter ihm bekommt das Kino 1931 den neuen Namen SCHAUBURG. Ab Mitte der 1930er Jahre gehört es dann Jacob Venema, der es wohl bis Kriegsende betreibt. Beginnend mit anfänglich 600 Plätzen können 1934 fast 1.000 Kinobesucher im Saal einen Platz finden. Wegen baupolizeilicher Auflagen dürfen aber später nur noch 850 Menschen in den Kinosaal. Die Zahl der Sitzplätze schrumpft nach dem Krieg nochmals deutlich auf 255 Plätze im Jahre 1950. 1958 ist das Gebäude dann in so schlechtem Zustand, dass es baupolizeilich geschlossen und anschliessend abgerissen wird.
In der Bildmitte die SCHAUBURG umgeben von den Gebäuden des Stahlhofs.
Der VEB Entwurfsbüro für Hochbau Schwerin plant ein neues Kino, das am alten Platz erbaut werden soll. In der Zwischenzeit nutzt der zuständige Kreislichtspielbetrieb einen Hotelsaal mit mobiler Vorführtechnik als Kino. 1960 wird das neue Kino SCHAUBURG mit 712 Plätzen eröffnet und konnte dank damals modernster Technik auch 70-mm-Filme vorführen. Die SCHAUBURG blieb bis zur Wende 1989 weitgehend unverändert in Betrieb. Ab dann war das Kino in verschiedenen Händen, bevor es 1993 von der CINESTAR (Kieft&Kieft, Lübeck) übernommen wurde. Unter CINESTAR erfolgte der Umbau des grossen Saales in 3 Kleinere (1x 350, 2x 112 Plätze). 2005 trennte sich CINESTAR von der Schauburg, nachdem Brandschutzmängel grössere Investitionen erfordert hätten. Das Kino blieb 1 Jahr lang ungenutzt. Im September 2006 eröffnete ein neuer Betreiber das Kino unter dem Namen MOVIESTAR. Im Februar 2015 wurde ein Teil des Foyers im Obergeschoss zu einem 4. Kinosaal mit 22 Plätzen umgebaut.
Anzeige der Marmorhaus-Lichtspiele im Adressbuch Güstrow, 1927 (Eisenbahnstrasse 8A)
Anzeige der Schauburg im Adressbuch Güstrow, 1939