Bilder der ersten Sanierung 1963 - 1978

Aus der Phase der ersten grundlegenden Rekonstruktion des Schlosskomplexes sind zahlreiche Aufnahmen überliefert. Leider fehlen bei vielen Bildern genaue Informationen über den Zeitpunkt der Aufnahme und bei den Detailfotos der genaue Aufnahme-Ort innerhalb des Gebäudes. Trotzdem ermöglichen diese Fotografien einen Einblick in den damaligen Zustand des Hauses und zeigen die technischen Möglichkeiten und Bedingungen unter denen damals die Sanierung stattfand.

Der Rat des Bezirkes Schwerin beschloss 1963 die vollständige Rekonstruktion des Güstrower Schlosses. Da das Institut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Schwerin über keine eigenen Planungs- und Entwurfskapazitäten verfügte, erteilte man dem Entwurfsinstitut Prof. Dr. H. Rettig von der TU Dresden den Projektierungsauftrag für die Sanierungsarbeiten. Die Stadtverordnetenversammlung von Güstrow berief eine zeitweilige Kommission, die unter Mitwirkung des Instituts für Denkmalpflege eine Konzeption für die zukünftige Nutzung des Schlosses erarbeitete, die dann Grundlage der Projektierung wurde.  Die Projektierung sollte sehr schnell erfolgen, da bereits 1964 erste, grössere Finanzmittel für die Restaurierung zur Verfügung standen. Man einigte sich daher auf die Auslieferung von Teilprojekten für Bauabschnitte. Diese gleitende Projektierung bewährte sich scheinbar nicht und führte später zu Problemen im Bauablauf. Ausserdem wurde die Aussführung der Arbeiten durch die sehr schleppende Räumung des Schlosses durch das Altersheim erschwert. So konnten die Arbeiten nicht in der Reihenfolge der abgegebenen Teilprojekte begonnen und ausgeführt werden. Zudem wurden durch Befunde bei der Freilegung einzelner Gebäudeteile immer wieder Projektänderungen in grosser Anzahl erforderlich, bei denen eine Abstimmung mit Prof. Rettig und seiner Arbeitsgruppe kurzfristig oft schwierig war und stattdessen schnelle Entscheidungen nur nach Konsultationen mit dem Landeskonservator Dr. Walter Ohle getroffen werden mussten. Ohle selbst kam bis zu seinem Tod 1971 in der Regel zweimal in der Woche von seinem Dienstsitz Schwerin auf die Baustelle, um die denkmalgerechte Ausführung der Restaurierungsarbeiten zu überwachen. Die Bauleitung vor Ort wurde bis September 1965 von meinem Grossvater Rudolf Pilz in Erweiterung seiner Aufgaben als Stadtbaudirektor von Güstrow durchgeführt. Ab Oktober 1965 war er dann direkt beim Institut für Denkmalpflege angestellt und konnte sich vollständig den Arbeiten am Schloss widmen. Aus seinem Nachlass stammen die hier gezeigten Aufnahmen, die er offensichtlich zumeist parallel zur offiziellen Bau-Dokumentation des Instituts für Denkmalpflege erstellte und die wohl für eine eigene Publikation zur Geschichte des Schlosses und seiner Sanierung gedacht waren. Diese Veröffentlichung kam aber nicht mehr zustande. Die Informationen zum Sanierungsablauf stammen aus einem ersten Vorentwurf dieser Publikation.


1. Galerie (Loggia) am Südflügel

Bereits in einem Besichtigungsprotokoll von 1733 wurde über den starken Verfall der Galerie am Südflügel berichtet. Damals stabilisierte man diesen Fassadenteil durch eiserne Ringbänder an den Säulen, die offenbar in den folgenden Jahrhunderten durch weitere eiserne Anker und Klammern ergänzt wurden. 1963 war der Verfall dann so stark, dass sich eine Spaltung an der östlichen Säule innerhalb von 14 Tagen um 20 Zentimeter verlängerte. In der Folge sperrte die Staatliche Bauaufsicht die Galerie gegen jegliches Betreten, das Gebäude war ja immernoch durch Senioren bewohnt. Die genaue Untersuchung ergab die völlige Abgängigkeit sämtlicher Sandsteinteile. Dies fiel zeitlich mit dem Beginn des Start der ersten Sanierungsvorbereitungen zusammen und vergrösserte noch die Dringlichkeit. Daher zog der Projektant Prof. Rettig die Bearbeitung des Teilabschnitts Galerie vor, so dass bereits Anfang 1964 eine Planung dafür vorlag. Danach erfolgten die Abstimmungen mit dem damaligen VEB Sandsteinindustrie Dresden und dem Gerüstbaubetrieb PGH "Neues Leben" Krakow am See. Am 20. Januar 1964 wurde mit der Erstellung der Gerüstfundamente begonnen. Der Bau des schweren, abgebundenen Holzgerüstes verlief zügig, so dass am 21. April 1964 die Mitarbeiter des VEB Sandsteinindustrie den vollständigen Abbau der Sandsteinwerkstücke der Galerie beginnen konnten. Durch den Einbau von Trägern hinter den Säulen wurden die Gewölbe gesichert. Die ausgebauten Sandsteinwerkstücke wurden zur Anfertigung der Kopien nach Dresden bzw. Pirna transportiert. Am 22. Juni 1964 trafen bereits die ersten fertiggestellten 3 Tonnen schweren Säulen für das Erdgeschoss ein. Die weiteren Arbeiten verliefen so zügig, massgerecht und ohne Schwierigkeiten das am 24. November mit dem Abbau des Gerüstes begonnen werden konnte. Am 15. Januar 1965 konnte die Galerie vom VEB Sandsteinindustrie ohne Beanstandung fertig übernommen werden. Während des Galerieaufbaus wurden kontinuierlich über dem Erd- und dem 1. Obergeschoss die aus konstruktiven Gründen vorgesehenen Stahlbetondecken eingebaut. Gleichzeitig begann in den einzelnen Geschossen das Einsetzen der neuen Fenster und die dafür nötigen Maurer- und Putzarbeiten. Um dies auch im einsetzenden Winter fortführen zu können, wurde die Galerie mit Holz und den alten Fenstern verkleidet. Anschliessend erfolgte die Verlegung der Sandsteinplatten in den einzelnen Geschossen und das Versetzen des Granitsockels im Erdgeschoss. Nach einer Bauzeit von knapp einem Jahr war Mitte Januar 1965 die Erneuerung der Galerie einschliesslich aller Nebenarbeiten abgeschlosssen. Die Abrechnungssumme der Sandsteinarbeiten betrug rund 250.000 Mark.

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  • 1963-schloss-galerie-EG-EisenJuni 1963
  • 1964-schloss-galerie-EG-KapitellApril 1964
  • 1964-schloss-galerie-einruestung-01Nov. 1964

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weitere Aufnahmen

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  • 1967-treppenturm-sued-fluegel1967