Aufgabe im Lager: Dolmetscherin (Russisch/Polnisch)
Kasimir Romuald Graff wurde am 7. Februar 1878 als Sohn eines Gutsbesitzer in Próchnowo im Kreis Kolmar in Posen geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Posen studierte er ab 1897 Astronomie, Physik, Mathematik und Geodäsie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. 1901 promovierte er zum Dr. phil. Im selben Jahr ging er als Assistent an die Hamburger Sternwarte. Seit 1909 war er Observator an der neuen Sternwarte in Bergedorf und wurde 1917 Professor an der Universität Hamburg. 1906/1907 nahm er an einer Studienreise nach Russland teil. 1914 folgte eine Sonnenfinsternisexpedition auf die Krim, wo ihn der Ausbruch des 1. Weltkrieges überraschte. Graff wurde kurzzeitig interniert, konnte dann aber nach Deutschland zurückkehren. Nach seiner Mobilisierung wurde Graff zunächst als Dolmetscher für Polnisch und Russisch im Gefangenenlager Güstrow verwendet, wechselte aber schon bald zum Stab des Heeres und diente dort als Geodät und Kartograf. 1928 folgte er einem Ruf an die Universität Wien als ordentlicher Professor und Direktor der Sternwarte. Graff galt als einer der besten visuellen Beobachter seiner Zeit und setzte sich stark für die wissenschaftlichen Volksbildung und Populärastronomie ein. Nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich wurde Graff im April 1938 unter vorgeschobenen Gründen beurlaubt und im Anschluss zwangspensioniert. Erst nach 1945 konnte er seine Tätigkeit wieder aufnehmen. 1948 ging Graff endgültig in den Ruhestand. Er starb 1950 in Breitenfurt bei Wien.