Das Militär hatte schon immer eine große Bedeutung für Güstrow. Nachdem 1887 das Deutsche Reich der Stadt Güstrow zusicherte hier eine ständige Garnison einzurichten, beschloss man eine Kaserne zu erbauen. 1890/91 entstand so das älteste Karsenement an der NEUKRUGER STRASSE, 1896 ein weiteres grosses Gebäude, diesmal im Auftrag des Reichsfiskus. Mit dem Bau wurde die Strasse nach der Schutzpatronin des Regiments in BARBARA STRASSE umbenannt. Zu dem Gesamtkomplex gehörten neben den zwei Kasernen Stallungen, Wirtschaftsgebäude, das Offizierskasino, Reithallen, Stabsgebäude und Exerzierplätze. Die Geschützbatterien des Holsteinischen Feldartillerieregiments Nr. 24 benötigten Wagen- und Kanonenschuppen. Von diesem Areal existieren heute nur noch einige Gebäude. In den Zeiten grosser Wohnungsnot dienten sie nach dem 2. Weltkrieg nach Umbauten als Wohnungen. Die Flächen der Exerzierplätze sind heute bebaut und die Nebengebäude, soweit nicht abgerissen, häufig durch Gewerbe genutzt oder dem Leerstand preisgegeben; die davon besonders betroffene Kaserne II wurde 2007 komplett abgerissen, Bilder vom Abriss finden sich HIER.
Mit der massiven Aufrüstung in der Regierungszeit der Nationalsozialisten wurden ab 1935 ein weiterer Kasernenkomplex an der ROSTOCKER CHAUSSEE erbaut. Am 1. April 1936 bezog das III. Bataillon des Infanterie-Regiment 34 diesen Standort. Zum 1. Oktober 1937 erfolgte die Eingliederung des Bataillons als I./IR27 in das zur 12. Infanterie Division gehörende und in Rostock stationierte Infanterie-Regiment 27. Für diese Einheit wurden folgende Bauten errichtet: vier Mannschaftsgebäude, ein Stabsgebäude, zwei Wirtschaftsgebäude, eine Heeresfachschule, ein Exerzierhaus, eine Reithalle mit Pferdestall für etwa 100 Pferde, eine Fahrzeughalle für etwa 80 Fahrzeuge und ein Krankenrevier. Dazu kamen als Aussenanlagen Exerzierplatz und Reitplatz. Drei der Mannschaftsgebäude sind bis heute erhalten. Sie wurden nach dem II.Weltkrieg zu Wohnraum umgebaut, alles andere wurde abgerissen und die Flächen sind zu grossen Teil anderweitig bebaut.
Auf dem Gelände des ehemaligen KRIEGSGEFANGENENLAGERS in Bockhorst entstand ein FLIEGERHORST und im PRIEMERWALD eine gut getarnte Heeresmunitionsanstalt (kurz MUNA). Im Ortsteil PRIEMERBURG nahm das Heerszeugamt V mit zahlreichen Nebengebäuden seine Arbeit auf. Dieses war im April 1945 Ziel des einzigen großen, alliierten Luftangriffs auf Güstrow. Es wurde völlig zerstört. Auf diesem Gelände entstand nach dem Krieg eine ZUCKERFABRIK.
Oben: Gebäudekomplex des Heereszeugamtes, Kartenausschnitt ca. 1940
Einzelobjekte:
Durch die grosse Militärpräsenz in der Stadt durchliefen in der Zeit von 1935-45 zahlreiche Soldaten verschiedener Waffengattungen Ausbildungslehrgänge in Güstrow oder waren hier stationiert. Einige von ihnen haben in dieser Zeit auch fotografiert. Für mich sind diese Bilder eigentlich nur interessant, wenn auch Gebäude und Landschaft einen Platz auf diesen Fotos gefunden haben. Eine kleine Auswahl findet sich hier: