VEB Volkskunstverlag

VEB Volkskunstverlag Reichenbach i.V.

Dieser Verlag wurde 1951 gegründet und übernahm Teile der Verlagssparte der Vorgängerbetriebe des VEB Druckwerke Reichenbach. Der VEB Druckwerke Reichenbach war 1946 durch die Verstaatlichung der Reichenbacher Druckerei- und Verlagsunternehmen Haun & Sohn sowie der Grossdruckerei Carl Werner entstanden. Die Firma Carl Werner war bereits 1889 als Buchdruckerei mit Schreibwarenhandel gegründet worden. 1919 übernahmen die Söhne Erich, Kurt und Carl den Betrieb und führten ihn unter dem Namen 'Carl Werner' weiter. Mehrfache Umzüge in grössere Fabrikgebäude folgten, so entstand 1929 ein moderner Fabrikkomplex an dem 1939 fast 1800 Beschäftigte unter der Marke "Grossdruckerei Carl Werner" die unterschiedlichsten Druckerzeugnisse fertigten.1 Mindestens seit 1914 gehörten auch Postkarten zum Produktprogramm. Besonders erfolgreich war man mit grossformatigen Colorpostkarten. Nach 1933 wurden diese neben zahlreichen anderen Druckwerken für die Propagandamaschine des Nationalsozialismus produziert. So entstanden u.a. ganze Serien colorierter Wehrmachtspostkarten. Aber auch Plakate, Zigaretten-Sammelbilderalben und Modellierbögen wurden gedruckt. Im März 1945 wurden das Werksgebäude mit dem Buchdruckbereich und das Papierlager bei einem Bombenangriff zerstört.2 Was an technischen Einrichtungen noch übrig war, wurde zumindest teilweise zwischen März und Juni 1946 sowohl bei Haun & Sohn wie auch bei Carl Werner als Reparationsleistung demontiert.3 Der Buchbinder Christian Friedrich Haun hatte 1844 das seit 1833 wöchentlich erscheinende Adress- und Anzeige- Blatt für Reichenbach übernommen und verfügte seit 1851 auch über eine eigene Druckerei. Ab 1881 verlegte Haun hier mit seinem Sohn das Reichenbacher Tageblatt und Anzeiger. Seit 1905 produzierte das Unternehmen unter dem Namen "Haun & Sohn - Graphische Kunstanstalt" daneben vor allem auch Geschäftsdrucksachen aller Art. Ein anderer grosser Geschäftszweig war die Fertigung von Verpackungen für die Zigaretten-, Lebensmittel- und Schokoladen-Industrie.

Der VEB Volkskunstverlag Reichenbach war also scheinbar zunächst eine Ausgründung unter dem Dach der VEB Druckwerke Reichenbach. Große Bekanntheit erlangte das Unternehmen nach seiner Umbenennung in VEB Bild & Heimat im Jahr 1959, da sich die Firma in der Folgezeit fast zum Monopolisten für die Postkartenproduktion in der DDR entwickelte. Den Karten aus diesem Nachfolge-Verlag ist eine eigene Seite gewidmet. Der VEB Druckwerke Reichenbach gehörte ab 1959 zum VVB Polygrafische Industrie Leipzig.4


 Quellen:

  1. Werner Nitzschke, Reichenbach in alten Ansichten, Band 2
  2. Freie Presse, Auerbacher Zeitung vom 20.03.2020
  3. Neitmann/Laufer/Arnold, Demontagen in der Sowjetischen Besatzungszone 1945-1948, S.198
  4. Sächsisches Staatsarchiv, Bestand 33411 VEB Druckwerke Reichenbach