Heldge-Verlag

Heldge-Verlag, Köthen-Anhalt / Heldge-Verlag KG / Heldge-Farbfotoverlag KG

Logo ab etwa 1957

Ursprünglich wurde dieser Verlag 1936 von dem in Köthen in der Heinrichstrasse ansässigen Fotografen Adolf Schmähmann als Erweiterung seines Fotogeschäftes gegründet. Schmähmanns zweite Frau Elly Heldge war Mitinhaberin des Verlages, auch über die 1940 erfolgte Scheidung hinaus. Von Anfang an gehörten neben Echt-Foto-Postkarten auch grossformatige Color-Ansichtskarten zu den bekanntesten Produkten des Unternehmens. Sie wurden zunächst bei der Firma Paul Schettlers Erben AG in Köthen gedruckt. Schmähmann war im II. Weltkrieg Kriegsberichterstatter bei der Organisation Todt. 1943 kam er bei einem Partisanenangriff in Russland ums Leben. Unterdessen führte Elly Heldge den Postkartengrosshandel unter ihrem Namen weiter, zeitweise unter der neuen Adresse: Leipzig, Gottschedstrasse 12. Ab 1945 operierte der Verlag wieder von Köthen aus. 1945 trat auch Ellys Bruder Walter Heldge als gelernter Kaufmann in das Unternehmen ein. Er kehrte schwerstverwundet mit nur einem Arm aus der russischen Gefangenschaft zurück. Das Geschäft begann zunächst auf kleinem Niveau mit Motiven aus dem Grossraum Köthen. 1948 schied Elly Heldge aus der Firma aus. Walter Heldge begann nun das Produktionsprogramm weiter zu vergrösseren. Insbesondere Motive aus Urlaubsregionen der DDR wurden zum Kerngeschäft, so u.a. aus dem Harz, Sachsen und von der gesamten Ostseeküste. Mindestens seit 1950 vertrieb Heldge auch wieder die grossformatigen Karten, nun unter dem Label Heldge-Farbfoto, Köthen - Kine-Exacta-Aufnahme. Daneben verlegte er aber auch zahlreiche kleinformatige Ansichtskarten in Schwarz-Weiss. Zunächst war Heldge auch der Fotograf all dieser Motive, ab 1953 wurden auch freischaffende Fotografen beschäftigt. Walter Heldge konzentrierte sich fortan auf die Firmenleitung und die Bildredaktion. Mittlerweile wurden 20 Mitarbeiter beschäftigt. Die Ansichtskarten wurden nicht mehr nur in Köthen gedruckt, sondern auch bei Druckereien in Berlin, Magdeburg und Leipzig produziert. Ab Ende der 1950er Jahre taucht sowohl auf den Karten des Heldge-Farbfoto-Verlages wie auch auf den schwarz-weissen Karten das WHV-Logo auf. 1959 ging Walter Heldge einen Vertrag über eine Beteiligung des Staates ein, in erster Linie wohl um die Firma modernisieren zu können und in grösserem Rahmen Farbdrucke zu ermöglichen. Anfang der 1960er wurde der Druck der Farbkarten zum Ostseedruck Rostock verlagert. 1967 wurden 9,5 Millionen Ansichtkarten mit Motiven aus der gesamten DDR an das Versorgungskontor Bildpostkarten in Nordhausen geliefert. 1969 wurden 6.430.000 Karten mit 6.000 Motiven von Heldge verlegt. 1972 erfolgte dann die vollständige Verstaatlichung des Unternehmens. Walter Heldge war noch kurze Zeit Betriebsleiter und schied dann als Invalidenrenter aus.  Einige der Heldge-Karten aus der Spätzeit wurden offensichtlich von der Gebr. Garloff KG in Magdeburg hergestellt, erkennbar durch das Garloff Firmenlogo. Unter dem Namen VEB Ansichtskartenverlag Köthen wurden noch bis 1974 Karten verlegt, dann verlor die Firma offenbar ihre Lizenz für Ansichtspostkarten mit der staatlich verordneten Konzentration der Ansichtskarten-Produktion auf den SED-eigenen Marktführer Bild & Heimat Reichenbach. Für GÜSTROW sind mir derzeit nur einige schwarz-weiss Karten bekannt, für die Heldge erstaunlicherweise zum Teil auf späte Aufnahmen des lokalen Fotografen Karl Eschenburg zurück griff.

Imprints der Verlagsgeschichte:

Danke an Mirko Bauer für die Information über zusätzliche Quellen.



 Quellen:

  • Adressbuch Leipzig 1942 /1943
  • Mitteldeutsche Zeitung, 22. April 1992, Lokalausgabe Köthen, S.12
  • Mitteldeutsche Zeitung, 31. Juli 2017, Lokalausgabe Köthen, S.12
  • Mitteldeutsche Zeitung, 19. Januar 2019, Lokalausgabe Köthen, S.10